Der Clean Room

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Bristina
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Re: Der Clean Room

Beitrag von Bristina »

Moin EkelErtl, 2 längere Texte an dich waren verschwunden und Rastlos hat mir grad erklärt, daß ich wahrscheinlich länger als 2 Stunden jeweils als Schnellantwort getextet hatte, wonach Neuanmeldung fällig wurde und der Text unwiederbringlich verloren ging. Nun schreibe ich nach meinem Mittagessen um Mitternacht nochmal an dich, weil ich es auch doof fand, daß du meinen Joke offenbar für bare Münze genommen hattest, den hatte ich kurz raus gehauen, nachdem meine erste Antwort an dich, die sich darum drehte, wie extrem meine Empfindlichkeit nach Ausbruch der schweren MCS in den Nuller Jahren von jetzt auf gleich war und daß ich dann nur mit schnurgebundenem Festnetztelefon als Kommunikationsmittel eine Selbsthilfegruppe gründete und wie unterschiedlich die Empfindlichkeiten sich bei den Mitgliedern ausgeprägt hatten, auch in Bezug auf die Hauptauslöser bei jedem und wie herausfordernd es war uns in meiner Wohnung zu treffen, daß alle dort einen Nachmittag im Monat produktiv mitarbeiten konnten, ohne weiter belastet zu werden und ohne uns gegenseitig zu stören. Es waren alle ausnahmslos schwer MCS betroffen, aber die eine Person reagierte wegen ihrer Zähne auf eine Lampe, die als Sparlampen damals in Mode waren, ich kriegte Probleme weil eine andere Person Kaugummi in der Tasche hatte, sie reagierte nicht so stark auf Duftstoffe, aber auf Flammschutzmittel in Textilien während eine andere Person besonders auf Acrylfarben reagierte und ich hatte und habe nicht Probleme mit gut gemachten Ätherischen Ölen, und pflanzlichen Substanzen, was für nur eine weitere Person auch ähnlich war, die aber auch nicht ganz so extrem auf alle synthetischen Duftstoffe reagierte, wie ich in der Zeit, und so weiter.
Aus Gruppenmitteln abonnierte ich die UMG und wir lernten richtig viel und verbesserten uns alle. Dadurch nahm dann auch das Interesse ab, und die Gruppe löste sich auf, mit einer Person stehe ich noch nun nach 15 Jahren sporadisch in Kontakt.
Damit wollte ich dir vermitteln, daß echt MCS, wie du es nennst viele Ausprägungen hat.
Daß viele Betroffene mit Ausbruch der schweren MCS verarmen, darum geht mir das und daß sie gar nicht in der Lage sind ihre Wohnsituation zu perfektionieren, sondern oftmals wirklich existenzielle Probleme haben, überhaupt eine einiger Maßen geeignete Mietwohnung zu halten oder eine besser geeignete zu finden, mal von der Einrichtung mit verträglichen, notwendigen Gegenständen und Möbeln abgesehen, wenn plötzlich die Spanplatten-Schränke eine Aura haben, die einem Sehstörungen und Schwindel auslöst, sobald man sich nähert und wie man das alles selbst entsorgt, da mögliche Helfer einen mit Tandil in den Klamotten und Erdal an den Schuhen noch schlimmer beim Betreten der eigenen Wohnung zwecks Helfen mit den Schränken einnebeln, daß man gar nicht mehr mit anpacken kann und der Probleme unzählige mehr.
Da ist Melancholie ein etwas schwacher Ausdruck für die Stimmungslage, die einen dann ereilt und nur weil ich mir keinen Clean Room leisten kann und nicht mal im fensterlosen Bad mit Klo eine aktive Lüftung habe, sondern in ansonsten einem Raum mit Fensterfront auf eine fette Baumkrone zu in einem Apartmenthaus aus den Sixties mit über 100 Nachbarn drin wohne in einem Viertel ohne Durchgangsverkehr mit ansonsten Wohnblocks umzu in Parkanlagen eingebettet in denen ich gut 1 Stunde mit meinem Hund drin rum laufen kann, ohne eine größere Straße überqueren zu müssen und trotzdem alles nötige fußläufig erreichen zu können, wobei alles hier an das Fernwärme Netz angeschlossen ist, daß eben keiner Unrat verbrennt im Ofen ,was ich noch von früher kenne aus Anfang 90er.
Ich kenne noch Wohnungen mit Außenklo ohne Bad und Kohleofen, das war hier früher normal und im Hallenbad konnte man duschen. Damals war hier Schwerindustrie, der Rhein eine ätzende Giftbrühe.
Deshalb leben hier viele sehr zähe alte Leute.
Nun, mit kleiner Rente jetzt kann ich auch als Fenster Lüfter mit echt MCS und als Außenluftatmer ohne mich mit einem Luftfiltergerät zu belasten, leben und zwar mit Rückschlägen und schlimmen Phasen, aber zunehmender Verbesserung in der Gesamtbilanz und teilweisem Rückgang der Empfindlichkeit und der Schwere der Reaktionen auf Expositionen zu Substanzen, die jeden, der sich keinen Clean Room eben leisten kann oder diesen auch mal, falls existent, verläßt trotz aller Vermeidungstaktik, die ich befürworte, eben doch ereilen.
Ich erhole mich in meiner Wohnung immer, wenn mir draußen z.B. unmäßig parfümierte Mitmenschen den Atem geraubt haben um mich mal einfach auszudrücken und nun nicht alle Symptome aufzuzählen, wie ich es in der vorigen, verschwundenen Version des 2. Berichtes an dich tat.
Das liegt daran, daß hier eben gar nix drin ist, was mich persönlich stört und daß ich mit einfachen Mitteln die Raumluft verbessere, wenn was von Außen eindringt, was vorkommt. Ich habe Zimmerpflanzen, Wollteppiche, Bambuskohlesäckchen und sprühe mit effektiven Mikroorganismen (ich liebe die von EM-Süd aus dem Allgäu) und gute Laune, wenn ich grad wie jetzt nach einer guten, gesunden, selbst zubereiteten Mahlzeit mit meinem ratzenden Hund auf dem Sofa liege und texte und einfach gut und tief atmen kann, ohne daß Asthma in den Bronchien piepst, beispielsweise.
Ich finde aber auf jeden Fall deine ganzen Ausführungen, nicht nur zu dem Clean Room, die ich alle gelesen habe, höchst interessant und inspirierend, wie du wissenschaftlich, höchst effektiv Ideen kreierst die du auch noch phantasievoll und poetisch vermittelst, dafür meinen herzlichen Dank an der Stelle hier. Mir hast du damit aus verschiedenen Aspekten tatsächlich sogar die nachträglichen Erklärungen geliefert, für verschiedene von mir instinktiv getroffene Entscheidungen beispielsweise bei der Wahl dieser Wohnung und auch was deine Erkenntnisse über sportliche Aktivitäten betrifft, wo ich einfach meinen Body Mind machen lasse und nun erfahre warum das mir hilft aus anderer Warte als meiner subjektiven Erfahrung heraus.
Übrigens, Jane Austen konnte mich nicht bezaubern, aber wessen Geist mich schon früh beseelt hat, das war H.D. Thoreau.
In diesem Sinne, guts Nächtle 🌳🐾🐾🖖
Zuletzt geändert von Bristina am Sa 24. Mai 2025, 03:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Bristina
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Re: Der Clean Room

Beitrag von Bristina »

Moin, alle an wohnen generell interessierten MCS Betroffenen auch Melancholiker. Willkommen in der Welt, wie sie ist. An diesem Sonntag habe ich bis 12 Mittags bald geschlafen und begrüße nun die Außenluft. In diesem modernisierten Apartmenthaus vom Bauverein (meine Wohnung habe ich noch im Altzustand mit Linoleum Böden übernommen) aus dem Jahr 1964 mit 7 Etagen und knapp 100 Apartments. Auf jeder Etage, die durch ein sehr großzügiges Treppenhaus unten in einer schönen Eingangshalle mündet, mit neuem Aufzug, liegen südlich und östlich vom Treppenhaus, dort sind auch auf den Etagen die Briefkästen angebracht, Flure mit Glastüren, die je 6 Wohneinheiten beherbergen.
Alles wird umweltfreundlich, professionell geputzt, super verträglich und freundlich. Ich lebe mit meinen Nachbarn in diesem Viertel, sie sind nicht meine Feinde und wir helfen uns gegenseitig. Ich lebe in der Welt, wie sie ist und anerkenne die wirkliche Wirklichkeit, in der ich nach meinen Möglichkeiten, lebe, dass ich selbst genese und anderen möglichst nicht schade. Mit den Mitteln, die einem Einkommen am Existenzminimum, das eben vielen Menschen hier im Umfeld generell, aber den meisten MCS Betroffenen auch wohl nur noch ausreichen muss, fordert es meine Intelligenz täglich heraus, mit Schmerzen auch durch zusätzliche FMS glücklich und zufrieden im Einklang mit meiner selbst gewählten Umgebung zu leben. Da kann ich auch noch andere hilfreiche Konzepte verstehen und mich darüber freuen, aber auf dem Boden der Realität arbeite ich von früh bis nachts, um klarzukommen in dieser Außenluft, die sich hier im Revier, seit ich lebe, eklatant verbessert hat. Das Fazit: jeder kann nur selbst das Beste aus den Gegebenheiten machen, alle Konzepte, die helfen, sollten hier geteilt werden und für alle Anregungen bieten. Die Sonne kommt raus, ich trinke nun Kaffee und geh mit dem Hund hinaus.

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Knore1992
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Re: Der Clean Room

Beitrag von Knore1992 »

Liebe Bristina,

herzlichen Dank für diesen wundervollen Einblick in deinen Alltag. Es war mir eine große Freude, deinen Beitrag zu lesen und ein Stück deiner Welt kennenzulernen. Deine Erzählungen sind stets bereichernd und inspirierend – sie vermitteln Wärme und Herzlichkeit. Ich schätze es sehr, wie du deine Gedanken und Erfahrungen mit uns teilst. Möge dein Tag erfüllt sein von schönen Momenten und frohen Begegnungen.
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Bristina
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Re: Der Clean Room

Beitrag von Bristina »

@Knore1992
Herzlichen Dank, das freut mich riesig🥰🧙🐾🐾🖖
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EkelErtl
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Re: Der Clean Room

Beitrag von EkelErtl »

Super, endlich kommt Schwung in diesen Beitrag.

Lässt man die technischen Aspekte hinter sich und widmet man sich dem Wohnumfeld, dann können viele entweder mit Hoffnung machenden Berichten oder auch Hoffnung machenden Ideen etwas beitragen.

Unser Mitglied Bristina hat das Glück bereits ein annehmbares Wohnumfeld vorzufinden.
Der Normalfall in Deutschland, insbesondere in den suburbanen Wohngebieten ist eher eine Welt lebensfeindlicher und übergriffiger Nachbarn. Alles Leben wird bis über die Grenze hinaus bekämpft.

Wir müssen dieses suburbane Krebsgeschwür stoppen!

Folgend meine Antwort auf die Aufforderung vom 24. Mai 2025: „Hört auf zu bauen!“


Tja, liebe Bristina, in Deiner Aufforderung stecken
Problem und Chance zugleich.

Unsere neue Regierung scheint nicht die Chancen zu erkennen.
Wie es scheint, beabsichtigt die neue Regierung nicht nur die Vernichtung des Geldes der Kinder, sondern auch die Vernichtung des Landes der Kinder.
Die Ausweisung von Baugebieten soll erleichtert und beschleunigt werden.
In den entstehenden Wohnumfeldern wird keiner der MCS-Betroffenen leben wollen, wird kaum ein Kind sich gesund entwickeln können.

Wir machen hinter die beiden verantwortlichen Regierungsparteien einen großen Haken.

Parteien links der beiden Regierungsparteien respektieren weder Eigenverantwortung noch Eigentum, stehen somit einer innovativen, lebensnahen und nachhaltigen Entwicklung auch im Wege.

Und rechts all dieser übereifrig etatistischen, sogenannten „etablierten“ Parteien, also rechts der sogenannten „Brandmauer“ gäbe es noch eine seltsame Partei, wo sich tatsächlich einige fänden, die für eine nachhaltige Entwicklung in Verantwortung für die Kinder einträten und unsere Heimat für die Nachkommenden bewahren wollten. Leider haben die sich auf einem politischen Abstellgleis festgefahren.

Einen winzig kleinen Hoffnungsschimmer bietet der Blick in das (bisherige) Parteiprogramm einer ebenfalls seltsam anmutenden Partei, die zum zweiten Mal innerhalb von 12 Jahren die 5 Prozent nicht geschafft hat. Ich darf an dieser Stelle die Vermutung äußern, dass das neu zu erarbeitende Parteiprogramm noch sehr viel deutlicher und sehr viel verständlicher (für die Wähler - um die geht es doch) die Ausrichtung auf die Zukunft artikulieren wird.


Zitiere sinngemäß und frei aus meinem Gedächtnis den bisherigen Text zur Schaffung von Wohnraum:
Man solle bitte zur Schaffung neuen Wohnraums kein weiteres Land vernichten, sondern nach anderen Ansätzen Ausschau halten.
Wichtige Stichworte:
• Aktivierung und Vitalisierung des Bestands;
• „Aufstocken“, d.h. die Höhe nutzen.

In der Höhe liegt zugleich das Potential für MCS-taugliche Wohnungen. Oben kommen wir raus aus dem Mief der Altlasten und der Kellerluft.

Es geht nicht nur um das Ende des Neubaus von EF-Häusern. Es geht auch den bestehenden EF-Häusern an das Satteldach samt dem Krüppelwalm.
Dort oben wurde und wird völlig unnötig die Höhe verbraucht. Völlig ohne Nutzen nimmt man sich gegenseitig das Licht und die Aussicht.

Dort oben könnte stattdessen Lebensraum geschaffen werden für Luft- und Licht-Bedürftige.
Es könnten Biotope und Gärten entstehen, Regenwasser zurückgehalten und Energie geerntet werden sowie tausende weitere Dinge ihren Ort finden, soweit die menschliche Fantasie deren Vorstellung fähig ist.

Frei nach Reinhard Mey:
Über den Satteldächern
Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
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EkelErtl
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Re: Der Clean Room

Beitrag von EkelErtl »

Hallo Bristina,

da ich ebenfalls morgens einige Stunden zum Wachwerden brauche, nutze ich die Zeit für eine weitere Antwort.

Wenn man schon so wohnt, wie Du es tust, dann ist man der noch anstehenden Entwicklung des suburbanen Raums weit voraus.
Man lebt in der Höhe und findet ein lebenswert gestaltetes Quartier vor.

Obwohl ich ein Verfechter des Eigentums bin, meine ich, dass es doch andere Formen des Eigentums als das typische EFH braucht.
Es braucht Eigentümergemeinschaften in Wohnquartieren.

Sehe ich entlang meiner suburbanen Straße, so finden sich die vom Bebauungsplan für die „Vorgärten“ vorgeschriebenen Bäume allesamt auf unserem Grundstück. Bei den Nachbarn weit und breit kein einziger Baum bzw. nichts, was diese Bezeichnung verdiente.

Auch ich schaue aus dem Fenster auf ähnliche Anblicke, wie Du es tust, nur mit dem Unterschied, dass alles, was ich sehe, von mir selbst gepflanzt und gepflegt wurde. Die Vorhölle beginnt beidseitig an der Grundstücksgrenze, wobei im „Vorgarten“ (dem naturnah mit Bäumen und Blumen zu gestaltenden Streifen entlang der Straße) des einen Nachbarn keine einzige Pflanze zu finden ist.

Diese persönliche Erfahrung treibt mich an erstens gegen den suburbanen Raum zu wettern und zweitens an Wohnprojekten zu arbeiten, die diese Vorhölle endlich austreiben sollen.
Startete ich einst als (neurogener) Asthmatiker, so ende ich nun als „Exorzist“. :zung:
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Bristina
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Re: Der Clean Room

Beitrag von Bristina »

Hi EkelErtl, was ich im Laufe meines Lebens, jetzt 66 Jahre, wirklich lernen durfte: Es gibt keine Vorteile ohne Nachteile! Für mich ist das Genossenschaftsprinzip, wo jeder Anteile eignet und sich dem Gemeinwohl des Hauses, der Siedlung, des Bauvereines mitverantwortlich fühlt und die Nutzung und der Erhalt bestehender Gebäude, sowie vertikales Wohnen auch, besser taugliche Zukunftsmodelle, als Eigenheime, du beschreibst selbst, was in der Vorstadt los ist. Als ich noch mit dem Rad unterwegs war, empfand ich diese Siedlungen als Asphalthölle, mit Gärten zwar drum rum, aber bis zur nächsten Grünanlage oder zum Einkaufen setzen sich die Eigner dieser Häuser lieber in das Riesen Auto, denn herumlaufen kann man da, gerade im Sommer, wenn einem die Sonne auf die Birne brennt, und aus jedem Haus einem ein anderer Gestank, Wäsche auf der Leine auch noch und die Autos stinken nach Politur, ja nicht wirklich. Ich war total fertig und hatte Mühe wieder mit dem Rad in andere Gefilde zu kommen.
Hier gibt es andere Probleme, Schüler schmeißen ihren Abfall in die Anlagen und viele beschweren sich über Zugewanderte, aus allen möglichen Kulturkreisen, oder ganze Clans sind auf der Durchreise und picknicken auf Spielplätzen, E-Roller liegen auf dem Gehweg und Drogen aller Art werden öffentlich konsumiert, da brauchst du auch schon street credability, um durch zu kommen, aber da ich mich weniger auf der Straße und mehr durch die Grünanlagen, in die hier alles eingebettet ist, bewege und keine Vorurteile auf andere abstrahle, stört mich das weniger, als es der Nachbar, im Eigenheim nebenan möglicherweise täte.
Hier in meinem Quartier werde ich von Nachbarn und Bekannten auf der Straße angesprochen mit: Hey, wir machen wieder Honig in unserem Kleingartenverein, ich komm jetzt nicht zu nah an dich ran, hab etwas Parfüm drauf. So schnackt man dann eben etwas lauter auf Abstand und ich organisiere mir erstmal 4 Pfund Honig noch vom Vorjahr, was mit 24 Euro grad noch ins Bujet passt. Dann trifft man sich unter Bäumen auf dem Spielplatz zur Übergabe, weil es bekannt ist, daß ich nirgends rein kann.
Es gibt auch paar Doofe, die nix kapieren, aber mit denen muß ich ja nicht mehr reden.
Von daher ist das wichtig daß wir uns hier austauschen und in der Gesellschaft nach außen Präsens schaffen und Bewußtsein erweitern.
Ich bin froh über diesen Dialog, danke für deine Antwort.🍀🖖
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Re: Der Clean Room

Beitrag von EkelErtl »

Waldbad

Man glaubt es kaum, aber ich war noch nicht beim Interview mit Simon Daum, das hier im Forum verlinkt ist.

I. Filmbeiträge, z.B. Youtube

Radio-Interview Mai 2021 mit MCS-Betroffenen: viewtopic.php?p=6276#p6276

Simon Daum hat zwar keinen Clean Room, ganz im Gegenteil, er schläft draußen, aber zum hier aufgemachten Thema der vorteilhaften Umgebung rund um den Clean Room passt, dass er es am besten im Wald aushält.

Mir geht es ähnlich.
Wenn entweder Gülle oder Pestizide ausgebracht werden, dann flüchte ich auf meinem Fahrrad auf kürzestem Wege in den nächstgelegenen Wald.
Ich flüchte aber nicht nur vor Gülle oder Pestiziden der Ackerwüsten. Auch heutiges Grünland muss man zur Agro-Wüste zählen. Erstens wächst (neben Löwenzahn) nur noch Gras auf dem Grünland, zweitens wird auch das Grünland mit stinkender Gülle vergiftet und drittens gibt es kaum noch Beweidung, die das Gras niederdrücken würde. Somit bekomme ich (noch als Gratis-Geschenk auf MCS obendrauf) zunehmend Probleme mit der Grasblüte, die gleichfalls unnatürliche Ausmaße annimmt - wie all die anderen menschengemachten Probleme.

Davon abgesehen, dass ich es mir nur noch in der Höhenluft irgendwo oberhalb 1000 Höhenmetern leisten kann, dauerhaft draußen zu sein, und daher die meiste Zeit meines Lebens im Clean Room verbringe, würde es mein Leben deutlich bereichern und vereinfachen, wenn:
  • ich nicht in einer suburbanen Vorhölle leben müsste;
  • es keine qualmenden Schornsteine gäbe;
  • es keine stinkenden Ölheizungen gäbe;
  • nicht die Dieselarmada täglich durch unsere (eigentlich) Anliegerstraße zum Kindergarten durchrauschte;
  • die Nachbarn nicht abartige Weichspüler verwendeten;
  • die Agro-Wüsten weiter entfernt wären;
  • das dörfliche Umfeld mehr einem urbanen Park ähnelte;
  • hochwertige Naturräume in der Nähe wären, in die der urbane Park fließend übergehen könnte; und so vieles mehr!
Klar, vollkommen richtig, dass die meisten Betroffenen, die noch ohne Clean Room existieren können, wenigstens solch eine Umgebung bevorzugen. Und selbstverständlich ist das auch die passende Umgebung um einen Clean Room herum.
Wie schon öfters betont, besteht zwischen den beiden Konzepten keinerlei Widerspruch.

Mir geht es darum, dass wir (Alten über 60) hier uns nicht darauf beschränken uns gegenseitig etwas Mut zuzusprechen. Wir sollten alles tun, um den Jüngeren, die noch über genügend Kräfte und Mittel verfügen, klarzumachen, dass sie am besten beide Konzepte zugleich verfolgen.

Sucht Euch eine lebenswerte Umgebung und beginnt einen Clean Room zu bauen, denn sonst droht Euch mit dem nächsten Großfeuer oder Industrieunfall ein furchtbarer Untergang, den sich keiner ausmalen kann bzw. ausmalen will.

Insbesondere das Einrichten in einem Waldbad sollte auch den Waldbrand berücksichtigen.

Interessant: Letztens in California brannten in einem Quartier mitten im pazifischen Waldbad alle Häuser ab bis auf eines: Das einzige dortige Passivhaus (das billigste von allen, haha! das einzige, dass weniger als 2 Millionen Dollar wert war - nun das einzige mit Wert). Mit nur wenig zusätzlichem Aufwand schützen solche Häuser gleich doppelt, indem man drinnen in gereinigter Luft das Feuer sicher aussitzt, anstatt auf der Flucht im Auto zu verbrennen. :cool1:
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Re: Der Clean Room

Beitrag von EkelErtl »

Immerhin


Immerhin zeigt das in meiner vorigen Antwort verlinkte Interview, dass man Betroffenen eine respektable Sendezeit zugesteht, um über das für normale Menschen unfassbare Leben berichten zu können.

Trotzdem bringt uns all die uns gewidmete Sendezeit nicht richtig weiter. Es erzeugt nicht viel mehr als Bedauern, bis Fassungslosigkeit. :erschrocken:

Denn: Wir werden weniger als Eingeschränkte, denn als „Kranke“ dargestellt, wobei die meisten Mitbetroffenen sich sogar selbst als „an“ MCS erkrankt bezeichnen, wobei die richtige Bezeichnung wäre: „Durch“ MCS erkrankt.


Wenn wenigsten einige von uns Betroffenen es schafften beide in der vorigen Antwort thematisierten Konzepte konsequent zu verfolgen, dann könnten wir der Welt zeigen, dass es für uns möglich wäre, nicht durch MCS erkrankt zu sein.

Der Umgebung, in der dies möglich wäre, möchte ich den Arbeitstitel „Sanatorium“ geben (die Umgebung, die gesund erhält).
(„Sanatorium“ angelehnt an „sane“ als Gegenteil von „insane“ – wie einfach und logisch die englische Sprache ist!)

Eine Umgebung, die gesund erhält, aber nicht in jedem Falle gesund macht, denn es gibt auch irreversible Komorbiditäten durch MCS. :schreib:


Höre ich von den Schicksalen oder lese ich über die Schicksale von Mitbetroffen, so geht es mir selbst genauso wie den normalen Menschen, dass es nämlich bei mir auch nur Bedauern, bis Fassungslosigkeit auslöst – nachgefolgt von dem egoistischen Gedanken:
Was hatte ich ein Glück gehabt.

Was hatte ich ein Glück, dass ich die ersten 29 Jahre bis zur offiziellen Diagnose MCS schon alles für die Vermeidung tat, vom ersten Tag an das Wettrennen aufnahm gegen die Verschlimmerung anzukämpfen, indem ich die Vermeidung immer weiter perfektionierte und meine soziale Isolation immer weiter vorantrieb.

Liebe Leute, es reicht nicht, es irgendwie nur aushalten zu wollen, sich im Aushalten einzurichten. Die furchtbaren Komorbiditäten, an denen die Mitbetroffenen leiden, sollten Warnung genug sein. Nimmt man MCS nicht ernst, drohen schlimmste Krankheiten.


Mit meinen Antworten in diesem Beitrag möchte ich die MCS-Szene hinter den beiden, sich ergänzenden Konzepten vereinen. :liebhab:

Das vereinte Konzept lässt sich umsetzen im „Sanatorium“.
Eine lebenswerte Umgebung, die uns jederzeit den sicheren Rückzug anbietet.


Für mich jedenfalls ist ein Leben ohne diesen sicheren Rückzug undenkbar. Den Stress (die Todesangst) würde ich nicht lange aushalten.
Habe ich den rollenden Rückzugsort hinten am Auto dranhängen, dann kann ich auch im Endstadium MCS (meint: noch mehr Empfindlichkeit kann ich mir nicht vorstellen) weite Reisen unternehmen, um zu schauen, wo die Welt noch in Ordnung ist.
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Re: Der Clean Room

Beitrag von EkelErtl »

Eine Welt ohne Unbehagen


Die um den Clean Room zu schaffende Welt des Sanatoriums wäre eine Welt ohne Unbehagen.

Das Verständnis von Unbehagen in der Normalbevölkerung hat gewisse Parallelen zu deren Verständnis von MCS.

Als Gedankenexperiment nehme ich nochmals das Beispiel mit den getöteten Bio-Bikern, welches ich in meiner Neujahr-2025-Botschaft schon erwähnt hatte.
Zuvor ein Nachtrag: Die offizielle Zahl der getöteten Bio-Biker im Jahr 2024 liegt bei knapp 250, also ähnlich hoch wie im Jahre 2023, wo wir knapp über 250 lagen. Der unbedarfte Berichterstatter dieser beiden Statistiken würde uns eine Verminderung unseres Unbehagens einreden wollen.
Nun halte ich dagegen, dass mein Unbehagen nicht verschwinden würde, selbst wenn es nur noch einen einzigen getöteten Bio-Biker pro Jahr geben würde.
Mein Unbehagen verschwindet erst, wenn es völlig ausgeschlossen ist, dass ich auf der Straße getötet werden kann. Solange dem nicht so ist, meide ich die Straße nach Möglichkeit und weiche auf die offiziellen „hesslichen“ Radwege aus, wo ich mich nur mit etwas Schlamm, Pferdescheiße und linksfahrenden E-Bikern herumschlagen muss – schon fast tiefenentspannend im Vergleich zur Todesangst auf einer deutschen Landstraße, wo völlig absurde 100 km/h erlaubt sind und diese selten eingehalten werden.


Eine stressfreie Welt erzeugt exakt NULL Unbehagen.
Und genau das ist die Zielsetzung in der Welt des Sanatoriums. :schreib:

Bei jeder Form des Unbehagens müssen wir uns vom Konzept einer Wirkschwelle verabschieden. Anders finden wir zu keiner sinnvollen Zielsetzung bei Hochempfindlichkeit.
Wie ich schon vor zwei Jahren anmerkte, scheint die Community dem nicht zu widersprechen, wenn es um Empfindlichkeit auf Strahlung geht. Hier werden Werte angestrebt, die so niedrig sind, dass überhaupt keine Strahlung in den Körper eindringen könnte, somit die Belastung im Körper exakt NULL wäre.


Liebe Community, ja, richtig, die Welt ist wie sie ist, ähm, hier im Forum aber sollten wir darüber reden, wie die Welt sein sollte.

Manche Mitbetroffene sind dermaßen lärmempfindlich, dass man mit ihnen nicht über den Clean Room reden braucht, solange deren Hauptproblem nicht gelöst ist (meint: ohne sich im hermetischen, schalldichten Clean Room einsperren zu müssen).
Tja, glücklicherweise, ist Lärm eigentlich das am einfachsten zu lösende Problem, da es hier ausnahmsweise eine physiologische Wirkschwelle gibt (zumindest für die Frequenzen des Hörbereichs des Gehörs), nämlich die Hörgrenze. 0 dB sind im Hörbereich wirkungslos.
Etwas Rücksicht, leise Geräte, Schalldämpfer und noch etwas Schalldämmung oder Schallschirmung und das Problem ist erledigt.
(Richtig tückisch ist jedoch Infraschall. Gut, wenn so ein Spuk von selbst wieder aufhört.)

Im Sanatorium hört man nur Rascheln, Summen und Zwitschern.
(Jedes davon abweichende Geräusch bedeutete in unserer bisherigen Evolution den sofortigen Großalarm!! :erschrocken: )


Während der eine Teil der Betroffenen sich in der Realität einrichtet und der andere Teil der Betroffenen eine utopische Flucht anstrebt, ist mein Vorschlag über das real mögliche Sanatorium zu sprechen.

Das Sanatorium als kommunale Aufgabenstellung.
Wie schon angedeutet, geht unterhalb der Größenordnung eines Wohnquartiers rein gar nichts.
Die unterste Planungsebene für MCS-gerechtes Wohnen liegt ungefähr in der Größenordnung eines üblichen 400-V-Ortsnetzes.

Lasst das mal „sacken“.
Danach erst können wir in die zielführende Diskussion starten. :winken:
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